Gelungene Premiere der Freilichtspiele

Mühlhausen: Theater beeindruckt mit der „Mausefalle“ von Agatha Christie

(rw) - Endlich hat auch Stuttgart seine „Mausefalle“. Norbert Laubacher hat den Krimi-Dauerbrenner von Agatha Christie auf die Schwäbische Alb verlegt und am Samstagabend bei den Freilichtspielen Mühlhausen uraufgeführt. Den acht Akteuren hat es Spaß gemacht und die rund 200 Zuschauer waren erst belustigt, dann gespannt und schließlich begeistert.
Die erstmals überdachte Bühne beim Verein der Deutschen Schäferhunde am Weidenbrunnen, stellte die Eingangshalle der abgelegenen Pension „Oberbergtalhütte“ dar, die durch einen Bergrutsch von der Außenwelt abgeschlossen wird. Deshalb kommt der letzte Gast, der Kriminalkommissar Trotter, per Hubschrauber. Er verfolgt einen wahnsinnigen Mörder, von dem vermutet wird, dass er in der Hütte nach weiteren Opfern sucht, um sich für früher erlittenes Unrecht zu rächen. Damit beginnt das Mördersuchspiel, bei dem zunächst jeder sowohl Täter als auch Opfer sein könnte. Wolfgang Ruff verkörperte den systematisch forschenden Kommissar mit hypnotischem Blick und nachdrücklicher Gestik. Er agierte unbeirrt beharrlich nach einem Plan, den niemand sonst durchschaute, und der schließlich zur Aufdeckung der Verbrechen führte. Doch vorher gab es noch den Mord an Martha Kesselring. Gertrud Frisch verstand es, diese Person derart anmaßend rechthaberisch und unsensibel darzustellen, dass niemand ihren gewaltsamen Tod bedauerte. Claudia Weidmann und Siegfried Probst bemühten sich als Wirtsehepaar Mollie und Heri Hauser redlich, es allen Gästen recht zu machen. Sie entfalteten die ganze Skala partnerschaftlicher Beziehungsmöglichkeiten vom gemeinsamen Anpacken, gegenseitigen Vertrauen und Mögen bis zum Misstrauen und dem Gefühl des völligen Fremdseins nach sieben Ehejahren. Stefanie Vogel umgab sich als Maria Forte mit der geheimnisvollen Aura der sanften Weltverbesserin, die ein geheimer Schmerz in die Poesie treibt. Torsten Schulz dagegen gab den schneidigen Major Warning, der in jeder Situation die Nerven behält. Als rosa Paradiesvogel flatterte Thomas Müller über die Bühne und hieß Paul Bonatz, um die Stuttgarter Bahnhofsheiterkeit zu fördern. Er brachte Dynamik auf die Bühne, half aber auch gerne der attraktiven Wirtin in der Küche. Norbert Laubacher verlieh dem schwäbisch schwätzenden Italiener Paravinci seine Sprache und die unergründlich lächelnde Zuversicht, dass „nichts ist, wie es ist“. Er musste es wissen, denn er war ja auch der Regisseur dieses sehenswerten Spiels, das köstlich unterhält, das Hirn gefangen nimmt und mit dem musikalischen Leitmotiv von den drei blinden Mäuslein auch noch die Ohren. Weitere Vorstellungen der Freilichtspiele Mühlhausen sind am: Freitag/Samstag: 20. und 21. Juli, 27. und 28. Juli, 3. und 4. August, jeweils 20.30 Uhr, im Weidenbrunnen 145. Karten für die Termine gibt es unter Telefon 3807961 oder unter karten@freilichtspiele-mühlhausen.de.
 

Artikel vom 18.07.2012 © Cannstatter Zeitung